Auswandergab

Zum 01.09.2008 bin ich nach Spanien - genauer Madrid - gezogen. Diesen Blog nutze ich um hier und da den aktuellen Status sowie Erfahrungen und dergleichen an Interessierte zu kommunizieren. Ich sträubte mich lange, das Netz von meiner Seite aus (noch mehr) mit "unnützem" Inhalt aufzublähen. Nachdem ich jedoch wiederholt auf einen Blog angesprochen wurde...bitte! Ist immerhin besser als Massenmails zu verschicken, die die Hälfte vielleicht sowieso nicht ließt. ;)

18 January 2009

Weihnachtsmann VS Papá Noel

Moins allerseits und frohe Weihnachten und 'n frohet Neuet!
Ich weiß, dass 's 'n bissi spät kommt, aber - ich weiß nich', ob ich's schon erwähnte - Ich hab' keine Zeit!
Ich habe das Gefühl, dass - wenn anderen die Zeit weg läuft - die Zeit bei mir (überhauptgar)nicht erst ankommt. Echt jetz'!
Und damit hätten wir die Portion Tränen für dieses Mal auch wieder abgehakt.

Auf Grund der aktuellen Umstände, ist das Thema dies' Mal Weihnachten. Hier heißt das "(La) Navidad" und wird unter anderem am 24. zelebriert. Und ebenso wie bei uns versucht man (in der Regel recht erfolgreich) möglichst viele Verwandte um sich zu scharren um sich von selbigen dann im laufe des Abends nerven zu lassen. Anders als bei uns geht hier Weihnachten aber nicht bis zum 26., sondern geradewegs durch bis zum 6. Januar des Folgejahres. Und dieser (Feier)Tag entspricht auch dem "eigentlichen" oder "traditionellen" "Weihnachten", hier in Spanien, was sie "Los Reyes Magos" nennen. Direkt übersetzt bedeutet das Die Magischen Könige und spiegelt - Meiner Meinung nach - recht gut den Unterschied zwischen deutscher und spanischer Interpretations- bzw. "Wiedergabe"-weise wieder.
Im Deutschen heißt es "Die Heiligen Drei Könige". Was ja mal den Nagel auf den Kopp trifft - wenn ihr mich fragt. Denn soweit ich mich erinnere waren es drei und die haben weder Kaninchen verschwinden lassen noch weiße Tauben aus Hüten gezuppelt, sondern sind einem Stern gefolgt, der Ihnen den Weg wies. In sofern kann man das "Heilige" ja wohl eher durchgehen lassen.*

Aber wie dem auch sei. La Navidad am 24. hat sich hier genauso eingeschlichen wie z.B. Halloween und trifft bei konservativen Denkern (wie z.B. vielen Omis) auf wenig Gegenliebe. Bei etwas jüngeren/ offeneren Gemütern und Familien wird der 24. jedoch genauso begangen wie bei uns, was einem - denkt man an seine früheren Kindheitsjahre zurück - das Blut in den Adern zum Kochen bringt!
Denn, während wir (in Deutschland) am 6. Januar schon artig unseren Weihnachtsbaum aus dem Fenster geworfen haben, werden hier (abermals) Geschenke unter diesem aufgehäuft. Kurz: Viele spanische Kinder haben ZWEI MAL WEIHNACHTEN!!
Und das nicht nur ungerechter - welche Kinder haben denn noch zwei Weihnachten? - sondern im allgemeinen auch unberechtigter Weise. Denn wer glaubt, die auf antiautoritärer Basis erzogenen Gören alternativer KreuzbergerInnen oder PrenzlaueranerInnen, die einem z.B. die Fahrt mit den Öffentlichen oder die Einnahme eines Kaffees in der Öffentlichkeit zur Qual machen, seien der Gipfel der Unerträglichkeit, dem sei gesagt: Steigerung ist möglich.
Das in spanischen Häusern dafür kein Nikolaus vorbei kommt, der Essen in die Schuhe packt, sehe ich eher als zweischneidigen Ausgleich.
Aber es gibt auch einen kleinen Lichtblick. Während in Deutschland den Kindern lediglich angedroht wird, dass sie nichts bekommen, sollten sie nicht artig sein, was dann sowieso nie eintritt, werden spanische Kinder gewarnt, dass sie Carbon statt Geschenke bekommen. Damit ist dann natürlich nicht ein neues Chassis aus Carbon für ihren ferngesteuerten 4x4 Jeep oder die Barby-Traum-Prinz-Kutsche gemeint, sonder schlicht und ergreifend Kohle. Und wie ich einem Fernsehbericht entnehmen konnte, in dem eine (schätzungsweise) Vierjährige ein Stück Kohle in die Kamera zeigte, das ihr von Papá Noel (wie der Weihnachtsmann hier heißt) gebracht wurde, werden solche Drohungen hier auch schon mal war gemacht.

Ein weiterer Unterschied zwischen hier und da ist, dass hier (in Spanien) Papá Noel nicht durch den Schornstein kommt, wenn er denn kommt, sondern durch das Fenster. Wie unrealistisch! Wie soll der denn die fette Karre (Schlitten + sieben Rindviecher) auf der Fensterbank parken?! Und darüber hinaus muss er dass dann bei jeder(!) Wohnung machen. Genauso clever wie in der Stadt die Zeitung mit Tieflader "auszutragen".
Abschließend sei (äußerst) positiv hervorgehoben, dass Spanier nicht auf Teufel komm' raus bunte Blinke-Ketten, -Teller, -Sterne und der Gleichen in Ihre Fenster hängen**, sonder hier und da lediglich eine kleine Strickleiter mit "krakselndem" Papá Noel.

Hoffe euch geht's gut und alles läuft und so...

Bis die Tage!!


* Das laut Wikipedia 1.Hand-Übersetzungen ebenfalls von magischen Königen sprechen, übersehen wir hier mal.
** Was nicht blöde ist, da es die Wahrscheinlichkeit verringert dem guten W-Mann durch einen Stromschlag zur frühzeitigen Überquerung des Jordan zu verhelfen.

19 December 2008

Und immernoch keine Zeit

So sieht's mal aus. Ich dachte mit ein wenig Eingewöhnung, da wird das schon werden mit dem Tag und dem seiner Zeit... haste gedacht! Kommst nach Hause, pellst Dich aus der Krawatte, fabrizierst was zu essen - oder lässt es Dir für schlappe 10-20 Piepen fabrizieren -, und nach zwei Stunden "Freizeit", die natürlich auch für Abwaschen, Anzug aus der Reinigung holen oder mit einem Spanischbuch verballert werden, kann man dann eigentlich schon den Haken an den Tach machen.
Woher ich dachte, dass die Zeit kommen würde, weiß ich nicht, oder nicht mehr, genau. Auf jeden Fall habe ich mich einigermaßen daran gewöhnt keine zu haben und mittlerweile kann ich - von Herzen sozusagen - verstehen, was "Erwachsene" immer am Wochenende und Feierabend finden und warum man ihnen gerade während letzterem nich' auf die Nüsse gehen soll(te).

Nicht, dass ich "auf 180" nach Hause komme*, die Arbeit macht mir immernoch spaß und die Kollegen sind auch immernoch nett, aber mal abgesehen von den 12 Stunden außer Haus, sind es vor allem 12 Stunden in Spanien. Und - wer hätte es gedacht - in Spanien wird mal Spanisch gesprochen und da ich nicht der "ich lern' in drei Monaten ne Fremdsprache"-Typ bin, geht es hier und da (also ständig) recht hakelig zu. Was ansich kein großes Thema ist, da davon keiner Stirbt (ich arbeite ja nicht als Fluglotse oder Telefonseelsorger) und man übt sich obendrein in Frustrationskompensation.
Auch der Umstand, dass ich meinem Umfeld, nicht mehr die Ihm jeweilig zustehende Meinung meinerseits mitteilen kann, ist nicht der Rede wert. Irgendwann werde ich der Oma, die mir gerade beinahe ein Auge mit ihrem Regenschirm amputiert hätte** schon mitteilen können, dass sie das nächste mal ihren Schirm da suchen kann, wo garantiert kein Regen fällt. Oder dem Süßigkeitenautomatennachfüller, der einem freundlicher Weise während seiner Arbeit Ware aus dem Automaten reicht, dass es mir nicht um die fünf oder zehn Cent geht, um die er mich gerade (mal wieder) geprellt hat, ich jedoch eher der Typ bin, der Trinkgeld gibt - und weniger der, der es nehmen lässt.

Nein, was mich ab und an dazu bringt zu denken, der Rest der Welt möge doch mit seinem mittleren Beingelenk ins Bett steigen, sind Situationen, wie neulich, als ich meinem Chef erzählte, dass zwischen A und H auch das J mit bei wäre. Den Kontext zu geben wäre jetzt ein wenig übertrieben, es sei aber gesagt, dass es in diesem nicht wirklich "falsch" war.
Der Vorfall ging absolut unkommentiert (und Möglicherweise auch unbemerkt) in die Geschichte ein. Aber nichts desto trotz hätte man es definitiv anders formulieren müssen. Das Problem ist, dass ich sowieso dazu neige nicht all zulange darüber nachzudenken, was ich wie in direkter Zukunft sagen werde, und wenn man der Sprache dann nicht mächtig ist, steht man (schupps-die-Katz) vor der großen, bösen Sprachwand, an der man sich dann entweder entlang Stammelt, in der Hoffnung einen Riss in der Unkenntnis zu finden, oder von der man sich einfach (durch Klappe halten) wieder zurückzieht. Und wenn das halt bei einem Kollegen (oder Chef) passiert und weiß der Teufel noch wer mithört - ein Hoch an dieser Stelle auf Großraumbüros -, dann fühlt man sich eine Aura der Inkompetenz aufgezwängt. Und wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist das ja mal Inkompetenz.
Naja, am nächsten Tag erwischt dann vielleicht noch ein Kollege (auch) mal einen schlechten Tag und dieser (Kollege) verzichtet dann in einem fachlichen Kurzgespräch, trotz geäußerter Verständnisschwierigkeiten meinerseits, darauf, auf sein Basisenglisch zurückzugreifen, sondern wiederholt das eben gesagte einfach nochmal lauter - anstatt z.B. langsamer.*** Und da man als "Neuer" und darüber hinaus Ausländer vielleicht nicht sofort ein Fass auf machen sollte, schon weil die Spanier generell nicht so "straight forward" sind - wenn Deutsche dazu tendieren, mit der Tür in's Haus zu fallen, dann machen das Spanier im Höchstfall mal mit der "Katzenklappe" oder dem Briefschlitzdeckel -, werfe ich ihm halt nicht (also nicht verbal) soziale Inkompetenz vor....noch nicht...

So, für diesmal ist genug geheult! Kommen wir zu etwas amüsanteren....
....zu mir in Arbeitsklamotten!! [Klick macht's bissi größer]

Die ersten zwei Bilder zeigen (mich und) meine neue, in Granada gekaufte, Krawatte. Das ist deshalb so betonenswert, weil sie mit Schildkrötchen gemasert ist! Das war mir dann auch die 25 Glocken wert. Wenn meine Kollegen Rosa-Grüne Blümchen auf Beige-Lila gestreifem Grund tragen dürfen, dann sind Schildkrötchen ja mal lässig drin!

Ansonsten hier noch ein, zwei weitere Outfits....der "Move" links ist übrigens mein "Null Problemo"-Move


Und weil es in Spanien üblich ist, dass Arbeitnehmer einen "Presentkorb" vom Arbeitgeber erhalten - oder wenigstens Irgendetwas -, habe auch ich etwas von meinem Erhalten. Das Prachtstück ist im letzten Bild zu sehen.

Enthalten waren (wie der Beschriftung zu entnehmen) drei Flaschen Wein. Probiert haben wir sie noch nicht, ich hoffe jedoch, dass sie ein wenig blumigeres Ambiente verströmen, als ihre Verpackung.

So...und jetz is Feierabend...muss in sechs Stündchen wieder raus.
Wünsch euch was und bis denne!

* ...mit der Metro wohl kaum (siehe Metro VS U-Bahn)
** Das es hier so wenig regnet, dass die Menschen verständlicher Weise ungeübt mit ihren Regenschirmen um(her)gehen, wirkt hier wenig entlastend. Hier sehe ich eher Handlungsbedarf auf Seiten der Regierung, die z.B. durch "Regenparks" (ähnlich unseren Verkehrsparks), die schon dem Jungvolk die Handhabe des Regenschirms nahe bringen, oder Kurse wie "Laufen im Regen mit über 60" (ähnlich "Internet für Senioren"), die einer Nutzung des Schirms als Gleichgewichts-Gegengewichtshilfe oder "Buschmesser" zum Schlagen von Schneisen in den Passantenstrom vorbeugen.
*** Möglicherweise war der Verzicht auf Englisch auf den vor kurzem, auf Grund "der Krise", gestrichenen und bis dato von der Firma bezahlten Englischkurs zurückzuführen.

28 November 2008

Glatt gelaufen... (und EVD - Part II: Taxi VS Taxi)

...ist's mal wieder. Da beißt die Maus kein' Faden ab! Die letzte Woche in Berlin war in faktisch jeder Hinsicht ein voller Erfolg. Ich habe...
  • ...das Studium ziemlich geschmeidig (ganz und gar) beendet
  • ...fast alle Menschen gesehen, die ich sehen wollte
  • ...Dinge erledigt, die man besser in Deutschland erledigt, als hier
  • ...mehr Bier vertragen, als mir vornherein vorschwebte.
Wenn's nach mir geht, machen wir das demnächst nochmal...und dann aber mit ALLEN, die ich sehen will. ;) In diesem Sinne ein Besito an alle die, die ich nicht treffen konnte - es war anders angedacht.
So. Aber mal zurück zum Ernst des Lebens: In der letzten Woche habe ich fast soviel Geld für Taxis ausgegeben, wie für eine Berlin-Madrid-Berlin Flug-Kombi, was mich bei genauerer Betrachtung etwas Missmutig stimmt. Zum Beispiel legte ich mit allen Taxifahrten zusammen schätzungsweise schlappe 0,8 % der Flug-Distanz zurück. Bei dem Preisleistungsverhältnis will ich nicht wissen, was mich eine Cola in so einem Taxi gekosten würde...
Ein weiter Pluspunkt geht an die Flüge dafür, dass mir weder deren Fahrer, noch Beifahrer - die mit den Getränken - je ein Gespräch an die Backe nagelte. Diesen (letzteren) Nachteil findet man auch bei Madrider Taxen. Allerdings kann ich mich hier (noch) gut aus der Affäre ziehen, da Laura (konditionierter maßen) solch Kommunikation mit unwissenden* Einheimischen automatisch abfängt. Die Sache mit dem Bezahlen habe ich allerdings noch nicht zurecht-konditioniert bekommen. Da machen wir immernoch halbe-halbe. Und damit sind wir beim (meiner Meinung nach) entscheidenen KO[hle] Kriterium. Taxifahren kostet hier, mal so aus der Hüfte geschätzt, die Hälfte! Das erleichtert das Übersehen einiger Verfahrer (trotz Navi**) ungemein.
Der Preisunterschied ist wahrscheinlich auch der Grund für die beiden letzten mir aufgefallenen Unterschiede zwischen Taxi und Taxi. Die Wahrscheinlichkeit - z.B. beim wochenendnächtlichen Torkeln auf und über Straßen - von einem Taxi überfahren zu werden ist hüben wie drüben etwa gleich hoch, jedoch dürfte es sich in Madrid mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit um ein besetztes und in Berlin um ein gähnend leeres handeln.
Abschließend sei allen Posern, die denken man könne hier flugs mal für dünnes Geld den Dicken machen und mit 'nem Benz durch die Gegend gondeln, mitgeteilt, dass es hier zum einen keine "Kurzstrecke" gibt und darüber hinaus fast ausschließlich Skoda Oktavias oder Seats als Taxis fungieren.

...so dass war's mal wieder....wünsch' euch was und bis denne!

PS: Falls jemand klugscheißen möchte, ob es "Taxis" oder "Taxen" heißt, der fühle sich animiert. Der Fehlerquotenoptimierung wegen habe ich beides verwendet.

* Unwissend in dem Sinne, dass ihnen, fehlgeleitet durch mein auch als spanisch interpretierbares Aussehen, nicht klar ist, dass sie das Wort auch an ihre Kaffeemaschine richten könnten.
** Ohne Navi hätte ich es auf jeden Fall nicht bemerkt. :)

23 October 2008

España VS Deutschland - Part I: Metro VS U-Bahn

Bevor ich mit diesem Post (oder wie das bei Blogs heißt) Deutschland-Spanien - oder genauer Berlin-Madrid - Vergleichsreihe starte, will ich kurz bescheid geben, dass ich erst dann anfangen werde eine Reisschüssel zufahren, wenn sie mir eine schenken. Denn auch wenn ich in den letzten sechs Wochen soviel Geld für Arbeitsklamotten* ausgegeben habe, wie sonst in zwei Jahren für "normale" Klamotten (oder in vier Wochen für Bier ;), heißt das noch lange nicht, dass das mein Gehalt auch berücksichtigt. Aber genug rumgeheult...mal zum Interessanten.

Da es einige Dinge gibt, die Hier von Dort unterscheiden - mal abgesehen von dem Umstand, dass ich hier bin und ihr dort** - habe ich mich entschlossen die von mir wahrgenommenen Unterschiede bzw. Besonderheiten in Form einer "Serie" mit dem Titel "España VS Deutschland" hier (poco a poco) kund zu tun.

Da ich für die An- und Abreise zur und von der Arbeit und auch sonst meist die "U-Bahn" nutze, beschäftigt sich dieser erste Teil mit der Madrider U-Bahn, die hier "Metro" genannt wird. Im Gegensatz zur Berliner U-Bahn wird der gemeine Fahrgast hier nicht durch ungehinderten Bahnsteigzugang im Zusammenspiel mit überaus dreißten Beförderungstarifen zum schwarzfahren verführt. Der Zugang zu Bahnsteigen ist Tunneldeckend mit "Eintrittsüberwachungsmaschinen", wie man sie bei uns z.B. teilweise aus Schwimmbädern kennt, versehen. Möchte man diese ohne gültigen Fahrschein überwinden, verlangt dieses ein gewisses sportliches Potenzial, da - mal abgesehen von der kletter- oder sprungmäßigen Überwindung der Eintrittsüberwachungsmaschine - in der Regel ein Sicherheitsbeamter zur Verhinderung dessen vor Ort stationiert ist. Sprich es sollten kämpferische bzw. läuferische Basisfähigkeiten vorhanden sein.

Letztere sind auch bei legaler Nutzung der Metro von Vorteil. Denn hat man die Eintrittsüberwachungsmaschine (samt Security) überwunden, wartet in der Regel ein (schätzungsweise) zwischen 100 und 500 Meter messender Tunnelmarsch auf einen, bevor man ein Gleis zu Gesicht bekommt. Die dabei überwundenen Höhenmeter (oder sind das dann Tiefenmeter?), die (wieder schätzungsweise) drei bis vier Mal mehr sind, als die in Berlin und sich eher nach 1000 Metern anfühlen, geben einem dabei das Gefühl dem Erdmittelpunkt näher zu sein als der Erdoberfläche. Falls sich jemand an die eine oder andere Szene in "American Werewolf in London" mit den mordsmäßig ewig langen Rolltreppen erinnert: Ungefähr so - nur dass sie hier noch die eine oder andere Ebene und Biegung eingebaut haben, was bei mir dann vollends zum Verlust der Orientierung führt.
Zum Glück stehen zur Überwindung der Tiefenunterschiede meist Rolltreppen für beide Richtungen zur Verfügung. Was - zumindest mir - bei der ersten Nutzung positiv auffällt, ist das ordungsgemäße einhalten des (ungeschriebenen) "Rechts-stehen-links-gehen"-Rolltreppengesetzes aller Beteiligten. Das liegt wahrscheinlich weniger an der "Regeltreue" der Madrider - für welche dies der einzige mir bekannte Beleg wäre - als daran, dass ein Teil es sich leisten kann, gemächlich dahin zu tuckeln und der andere Teil es einfach mal eilig hat. Ich sehe hier nirgends so viele Leute "es eilig haben" wie in der Metro. Und nachdem ich nun seit zwei Wochen jeden Tag ca. 1,5 Stunden da unten verbringe, glaube ich auch zu wissen wieso. Die Metro absorbiert Zeit! Und das nicht zu knapp. Für eine Distanz, die mit dem Bus bei freien Straßen ca. 10-15 Minuten in anspruch nimmt, benötigt die Metro geschlagene 30.
Und da ich da unten weder Tunnel verstopfende Autos gesehen habe und es selbst mir schwer fallen würde mich als Fahrer einer U-Bahn zu verfahren, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Metro eine Zeitmaschine zur Reise in die Zukunft ist.
Das führt dann letzt Endlich dazu, dass man immer später da ist, als es eigentlich der Fall wäre, so dass dann auch der noch so "gelassenste" Spanier in einen sportlichen Laufschritt verfällt. Dies führt dann - im Zusammenhang mit
  1. der gemeine Spanier, ist er zu Fuss unterwegs, hat vor allen anderen Läufern "Vorfahrt", welche nicht direkt vor ihm laufen
und
  1. alle Madrider, die nicht im Zentrum wohnen, arbeiten außerhalb - und alle Madrider, die in einem Vorort von Madrid wohnen, arbeiten im Zentrum von Madrid
dazu, dass ich - wäre ich nicht von so defensiver und umsichtiger Natur - ohne eigenes zutun schon einige Duzent Spanier mit Fussverletzungen in's Krankenhaus bringen hätte können.
Um meine Nerven zu schonen habe ich mich deshalb dazu entschlossen eine halbe Stunde früher zur Arbeit zu fahren, um dem Berufsverkehr da unten zu entgehen. So kann ich dann in Ruhe die "Umsonst-take-away-Zeitungen", die man hier morgens von allen Seiten aufgedrängt bekommt lesen und gemütlich sitzend nicht verstehen, was ich da lese.

...soweit so gut....trink jetz n Bierchen....bis denne!

* Fotos von mir in Kombination mit meinem Arbeitsioutfit lege - wie gewünscht - ich die Tage nach.
** Bei Unklarheiten hierzu empfehle ich die entsprechende Folge der Sesamstraße zu diesem Thema (mit Kermit und Grobi).

11 October 2008

Arbeit!

Habe meine erste 40 Std. Woche in spanischem Angestelltenverhältnis hinter mir. Und ich muss sagen, ich bin angenehm überrascht. Nicht, dass ich mir Sorgen gemacht habe, aber da ich die Sprache hier leider (immernoch) nicht kann und der Job diesesmal keine "ich bin der neue Studi"-Geschichte ist, war ich natürlich schon gespannt, wie das so abläuft bzw. wie ich mich so anstellen würde.
Naja, ich mach's mal kurz:
Ich habe mich ok angestellt, mein Schreibtisch ist einer von mehreren (Großraumbüro, aber absolut ok) und auch wenn ich der Neue bin und nicht ordentlich reden kann, hatte ich nicht das Gefühl, außen vor zu sein oder Ähnliches. Letzteres schiebe ich dabei auf "das Land" ansich und weniger auf Toyota. Ich bin zwar noch nicht soo lange hier, aber es reicht auf jeden Fall um "generelle" Unterschiede der Mentalitäten (und damit im Verhalten) der Leute festzustellen. Und wenn man (von Jetzt auf Heute) aufeinmal zehn Stunden am Tag auschließlich mit "Fremden" verbringt, fällt es einem vielleicht auch etwas mehr auf.
Ich will damit nicht sagen, dass die Deutschen unfreundlich oder verschlossen sind bzw. dass ich (z.B.) bei Biotronik das Gefühl hatte "außen vor" zu sein. Ganz und garnicht. S fühlt sich halt einfach irgendwie anders an. Werde in der nächsten Zeit - jetzt wo sich alles ein wenig setzt (oder legt) und wir (Laura und ich) obendrein auch endlich Internet haben - natürlich noch näher auf den Spanier ansich und andere Dinge hier eingehen.
Vielleicht haben sie mich ja auch den ganzen lieben langen Tag vera****t und ich hab's nur nich' mitgeschnitten. :)
Schaun wa mal. Ein kleiner Nachteil (an der Arbeit) ist allerdings, dass ich 45-55 Minuten Fahrt für An- und Abreise benötige, was einschließlich 8,5 Std. Arbeit und ca. 1,5 Std. Pause mal mit 12 Std. außer Haus sein zu Buche schlägt.
Nimmt man dann noch sechs Std. für's Schlafen weg bleiben - nach Adam Riese und Eva Zwerg - noch sechs Stunden zum "Leben". Das wäre erstmal auch kein großer Beinbruch, oder wenigstens ein "glatter", wenn zum "Leben" nicht auch Bügeln, Wäschewaschen und der ganze Kappes gehören würde.
Und damit wären wir beim nächsten Thema: Bügeln.
Ich Bügel - jeden Werktag. Es sei denn Laura erbarmt sich und bügelt meinen Teil mit. Und es kommt noch besser: Freitags darf ich ohne Anzug auf Arbeit erscheinen. Hammer!
Ich bin vier Wochen hier und habe schon zwei Anzüge, drei Hemden und zwei Kravatten. Und ein Paar Schuhe, die in ihrem früheren Leben eiserne Jungfrauen gewesen sein müssen.
Aber damit war beinahe zu rechnen. Würde mich nicht wundern, wenn hier an Ampeln Schlippsträger Windschutzscheiben wischen würden.

Soweit so gut. Habe bestimmt wieder irgendwas vergessen - wie immer. Erzähl ich dann ein andermal. Muss jetzt mal gucken, dass ich was zu essen "zauber".
Bis dann so!


PS: Freitags arbeite ich nur ca. 6 std. (plus An- und Abreise ;).
PSS: Sollte jemanden das Gefühl beschleichen, dass ich im Leben der Erwachsenen angekommen bin, heiße ich ihn (oder sie) im Boot willkommen. Ich werde das Gefühl nämlich nicht los, das dem so ist.

03 October 2008

Nächster Besuch

Nach viel Hin und Her habe ich - wie es aussieht - endlich einen Termin für meine Verteidigung gefunden. Und damit es sich lohnt, habe ich die komplette Woche gebucht.
Ich komme am So den 16.11. um 14:35 in Schöni an und fliege am So den 23.11. um 7:45 *brech* wieder zurück.
Also checkt schonmal eure Terminkalender!

Bis denne!

02 October 2008

PAMPAMPAM

Oder auch hmmmmBÄM!!
Gesagt getan: Ich sagte, sobald ich einen Job habe, hole ich mir 'nen Bim-Bam-Buhle-Monster-Mac.* Und genau dass habe ich heute getan. :D
Für Detailinteressierte: Es ist der Schnellste, Breiteste und Tiefste iMac.
Leider brauchen die bei Apfel zwei (!!) Wochen, um den hier her zu kriegen. Naja, gibt's n bissi mehr (bzw. länger) Vorfreude.
Und Nachfreude gibts natürlich auch. Habe ja heute Mittag den Arbeitsvertrag unterschrieben (für die Toyota-Geschichte). Aber vorher musste sich Laura mit mir noch ein wenig im Reich der Beamten rumschlagen, da ich spontan erfahren hatte, dass ich irgendeine sozialversicherungsmäßige Nummer beantragen muss, bevor ich einen Arbeitsvertrag bekomme.
Lief jedoch (glücklicher Weise) recht flink. Auf fiel, dass die aus der Heimat bekannte Unfreundlichkeit der beim Staat dienstlich Tätigen auch hier ein Kriterium für die Auswahl der einzustellenden Arbeitnehmer in diesem Bereich zu sein scheint. Bin froh, dass Laura dabei war, denn ich glaube nicht, dass ich da irgendwas verstanden (geschweige denn gerissen) hätte.

Und wo wir grad beim Thema Sprache sind. Ich freue mich über jedes Stück (bestätigt) erfolgreich abgeschlossene Kommunikation mit Einheimischen. Wie z.B., wenn das in einem Restaurant bestellt geglaubte Essen später auch auf dem Tisch landet.
Jedoch holt einen die Realität schnell ein, wenn man z.B. von einer mittelalten Oma nach dem Weg gefragt wird.
Das sie etwas sucht, ist schnell klar, denn sie guckt auffällig häufig zwischen einem Zettel in ihrer Hand und Ihrer Umgebung hin und her. Man (oder zumindest ich) erwarte etwas wie <höflichkeitsfloskel> + <suchgeständnis> + <objektname> und gucke deshalb aufgeschlossen, freundlich - ein paar Straßen kennt man ja mittlerweile. Die Klarheit endet allerdings schlagartig, mit dem Beginn verbaler Kommunikation (ihrerseits).
Es folgt jedoch etwas, das in Arial mit Schriftgröße 11 ungefähr eine viertel Seite beanspruchen muss, so dass sich mir die Frage stellt, ob die Lady vielleicht einfach nur eifrig nach jemandem suchte, dem sie ihre neue Kurzgeschichte vortragen konnte.
Bei dem dann folgenden Versuch, ihr höflich mitzuteilen, dass ich leider keine Ahnung habe, falle ich - eingeschüchtert durch die Flut der Worte und daraus resultierender Hektik - auf dämliches 1:1-übersetzen aus dem Deutschen zurück. Was an dieser Stelle zwar ausreicht um den Informationskern zu übermitteln, aber leider auch um der Dame klar zu machen, dass sie die Story auch der Ampel vor uns hätte mitteilen können.
Gewohnheitssache.
Ansonsten fällt die Sprachbariere noch nicht so sehr auf. Laura spricht Deutsch und Englisch, viele Freunde von ebenfalls Englisch und durch umsichschmeißen mit halbwegs adäquaten Satzkonstruktionen im präsens gespickt mit Infinitiven, kann man überleben.
Der Spaß wird am Montag erst richtig lustig. Schätze ich zumindest. Denn vor der Glotze hängen und der Gleichen ist wohl kaum vergleichbar mit dem Einarbeiten in neue Arbeitsfelder bzw. die Arbeit ansich. Schaun wa ma.

Ach ja...beinahe vergessen. Der Umzug lief glatt. Habe, um nicht aufzufallen, grüne, gelbe und rote Ampeln im Verhältnis 4:2:1 mitgenommen.
Und wie's so ist mit Umzügen, wird es Stück für Stück wohnlicher. Habe zwar Fotos gemacht, aber die sind öde. Deshalb packe ich nur einen (kleinen) Film online, den ich mit meinem Handy am Montag (29.) gemacht habe. Leider hat das dämliche Teil den falschen Speicher genutzt, weshalb das Filmchen recht kurz (und vor allem Abgehackt) ist - aber immerhin. (Das Format ist 3gp, was Quicktime zu sein scheint, sobaldich Zeit und Rechner habe, versuche ich das in etwas brauchbareres zu wandeln)
Wir haben seit heute Telefon und im Laufe der nächsten Woche sollte es Internet geben. Dann werde ich (nach der Arbeit) hoffentlich wieder öffter online sein bzw. wieder bissi Mailen können unso.

Gut...muss jetzt nach Hause - Abendessen machen ist heute mein "Turn". Gruß an Alle!!
Bis denne


* Eigentlich sagte ich sowas wie "Alter!! Wenn ick Abeet habe, alta, denn hol' ich mir verdammte s*****e nochmal sowas von einen [...] - Echt jetz!"

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