Da es einige Dinge gibt, die Hier von Dort unterscheiden - mal abgesehen von dem Umstand, dass ich hier bin und ihr dort** - habe ich mich entschlossen die von mir wahrgenommenen Unterschiede bzw. Besonderheiten in Form einer "Serie" mit dem Titel "España VS Deutschland" hier (poco a poco) kund zu tun.
Da ich für die An- und Abreise zur und von der Arbeit und auch sonst meist die "U-Bahn" nutze, beschäftigt sich dieser erste Teil mit der Madrider U-Bahn, die hier "Metro" genannt wird. Im Gegensatz zur Berliner U-Bahn wird der gemeine Fahrgast hier nicht durch ungehinderten Bahnsteigzugang im Zusammenspiel mit überaus dreißten Beförderungstarifen zum schwarzfahren verführt. Der Zugang zu Bahnsteigen ist Tunneldeckend mit "Eintrittsüberwachungsmaschinen", wie man sie bei uns z.B. teilweise aus Schwimmbädern kennt, versehen. Möchte man diese ohne gültigen Fahrschein überwinden, verlangt dieses ein gewisses sportliches Potenzial, da - mal abgesehen von der kletter- oder sprungmäßigen Überwindung der Eintrittsüberwachungsmaschine - in der Regel ein Sicherheitsbeamter zur Verhinderung dessen vor Ort stationiert ist. Sprich es sollten kämpferische bzw. läuferische Basisfähigkeiten vorhanden sein.
Letztere sind auch bei legaler Nutzung der Metro von Vorteil. Denn hat man die Eintrittsüberwachungsmaschine (samt Security) überwunden, wartet in der Regel ein (schätzungsweise) zwischen 100 und 500 Meter messender Tunnelmarsch auf einen, bevor man ein Gleis zu Gesicht bekommt. Die dabei überwundenen Höhenmeter (oder sind das dann Tiefenmeter?), die (wieder schätzungsweise) drei bis vier Mal mehr sind, als die in Berlin und sich eher nach 1000 Metern anfühlen, geben einem dabei das Gefühl dem Erdmittelpunkt näher zu sein als der Erdoberfläche. Falls sich jemand an die eine oder andere Szene in "American Werewolf in London" mit den mordsmäßig ewig langen Rolltreppen erinnert: Ungefähr so - nur dass sie hier noch die eine oder andere Ebene und Biegung eingebaut haben, was bei mir dann vollends zum Verlust der Orientierung führt.
Zum Glück stehen zur Überwindung der Tiefenunterschiede meist Rolltreppen für beide Richtungen zur Verfügung. Was - zumindest mir - bei der ersten Nutzung positiv auffällt, ist das ordungsgemäße einhalten des (ungeschriebenen) "Rechts-stehen-links-gehen"-Rolltreppengesetzes aller Beteiligten. Das liegt wahrscheinlich weniger an der "Regeltreue" der Madrider - für welche dies der einzige mir bekannte Beleg wäre - als daran, dass ein Teil es sich leisten kann, gemächlich dahin zu tuckeln und der andere Teil es einfach mal eilig hat. Ich sehe hier nirgends so viele Leute "es eilig haben" wie in der Metro. Und nachdem ich nun seit zwei Wochen jeden Tag ca. 1,5 Stunden da unten verbringe, glaube ich auch zu wissen wieso. Die Metro absorbiert Zeit! Und das nicht zu knapp. Für eine Distanz, die mit dem Bus bei freien Straßen ca. 10-15 Minuten in anspruch nimmt, benötigt die Metro geschlagene 30.
Und da ich da unten weder Tunnel verstopfende Autos gesehen habe und es selbst mir schwer fallen würde mich als Fahrer einer U-Bahn zu verfahren, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass die Metro eine Zeitmaschine zur Reise in die Zukunft ist.
Das führt dann letzt Endlich dazu, dass man immer später da ist, als es eigentlich der Fall wäre, so dass dann auch der noch so "gelassenste" Spanier in einen sportlichen Laufschritt verfällt. Dies führt dann - im Zusammenhang mit
- der gemeine Spanier, ist er zu Fuss unterwegs, hat vor allen anderen Läufern "Vorfahrt", welche nicht direkt vor ihm laufen
- alle Madrider, die nicht im Zentrum wohnen, arbeiten außerhalb - und alle Madrider, die in einem Vorort von Madrid wohnen, arbeiten im Zentrum von Madrid
Um meine Nerven zu schonen habe ich mich deshalb dazu entschlossen eine halbe Stunde früher zur Arbeit zu fahren, um dem Berufsverkehr da unten zu entgehen. So kann ich dann in Ruhe die "Umsonst-take-away-Zeitungen", die man hier morgens von allen Seiten aufgedrängt bekommt lesen und gemütlich sitzend nicht verstehen, was ich da lese.
...soweit so gut....trink jetz n Bierchen....bis denne!
* Fotos von mir in Kombination mit meinem Arbeitsioutfit lege - wie gewünscht - ich die Tage nach.
** Bei Unklarheiten hierzu empfehle ich die entsprechende Folge der Sesamstraße zu diesem Thema (mit Kermit und Grobi).