Zum 01.09.2008 bin ich nach Spanien - genauer Madrid - gezogen. Diesen Blog nutze ich um hier und da den aktuellen Status sowie Erfahrungen und dergleichen an Interessierte zu kommunizieren. Ich sträubte mich lange, das Netz von meiner Seite aus (noch mehr) mit "unnützem" Inhalt aufzublähen. Nachdem ich jedoch wiederholt auf einen Blog angesprochen wurde...bitte! Ist immerhin besser als Massenmails zu verschicken, die die Hälfte vielleicht sowieso nicht ließt. ;)

19 December 2008

Und immernoch keine Zeit

So sieht's mal aus. Ich dachte mit ein wenig Eingewöhnung, da wird das schon werden mit dem Tag und dem seiner Zeit... haste gedacht! Kommst nach Hause, pellst Dich aus der Krawatte, fabrizierst was zu essen - oder lässt es Dir für schlappe 10-20 Piepen fabrizieren -, und nach zwei Stunden "Freizeit", die natürlich auch für Abwaschen, Anzug aus der Reinigung holen oder mit einem Spanischbuch verballert werden, kann man dann eigentlich schon den Haken an den Tach machen.
Woher ich dachte, dass die Zeit kommen würde, weiß ich nicht, oder nicht mehr, genau. Auf jeden Fall habe ich mich einigermaßen daran gewöhnt keine zu haben und mittlerweile kann ich - von Herzen sozusagen - verstehen, was "Erwachsene" immer am Wochenende und Feierabend finden und warum man ihnen gerade während letzterem nich' auf die Nüsse gehen soll(te).

Nicht, dass ich "auf 180" nach Hause komme*, die Arbeit macht mir immernoch spaß und die Kollegen sind auch immernoch nett, aber mal abgesehen von den 12 Stunden außer Haus, sind es vor allem 12 Stunden in Spanien. Und - wer hätte es gedacht - in Spanien wird mal Spanisch gesprochen und da ich nicht der "ich lern' in drei Monaten ne Fremdsprache"-Typ bin, geht es hier und da (also ständig) recht hakelig zu. Was ansich kein großes Thema ist, da davon keiner Stirbt (ich arbeite ja nicht als Fluglotse oder Telefonseelsorger) und man übt sich obendrein in Frustrationskompensation.
Auch der Umstand, dass ich meinem Umfeld, nicht mehr die Ihm jeweilig zustehende Meinung meinerseits mitteilen kann, ist nicht der Rede wert. Irgendwann werde ich der Oma, die mir gerade beinahe ein Auge mit ihrem Regenschirm amputiert hätte** schon mitteilen können, dass sie das nächste mal ihren Schirm da suchen kann, wo garantiert kein Regen fällt. Oder dem Süßigkeitenautomatennachfüller, der einem freundlicher Weise während seiner Arbeit Ware aus dem Automaten reicht, dass es mir nicht um die fünf oder zehn Cent geht, um die er mich gerade (mal wieder) geprellt hat, ich jedoch eher der Typ bin, der Trinkgeld gibt - und weniger der, der es nehmen lässt.

Nein, was mich ab und an dazu bringt zu denken, der Rest der Welt möge doch mit seinem mittleren Beingelenk ins Bett steigen, sind Situationen, wie neulich, als ich meinem Chef erzählte, dass zwischen A und H auch das J mit bei wäre. Den Kontext zu geben wäre jetzt ein wenig übertrieben, es sei aber gesagt, dass es in diesem nicht wirklich "falsch" war.
Der Vorfall ging absolut unkommentiert (und Möglicherweise auch unbemerkt) in die Geschichte ein. Aber nichts desto trotz hätte man es definitiv anders formulieren müssen. Das Problem ist, dass ich sowieso dazu neige nicht all zulange darüber nachzudenken, was ich wie in direkter Zukunft sagen werde, und wenn man der Sprache dann nicht mächtig ist, steht man (schupps-die-Katz) vor der großen, bösen Sprachwand, an der man sich dann entweder entlang Stammelt, in der Hoffnung einen Riss in der Unkenntnis zu finden, oder von der man sich einfach (durch Klappe halten) wieder zurückzieht. Und wenn das halt bei einem Kollegen (oder Chef) passiert und weiß der Teufel noch wer mithört - ein Hoch an dieser Stelle auf Großraumbüros -, dann fühlt man sich eine Aura der Inkompetenz aufgezwängt. Und wenn ich etwas nicht ausstehen kann, dann ist das ja mal Inkompetenz.
Naja, am nächsten Tag erwischt dann vielleicht noch ein Kollege (auch) mal einen schlechten Tag und dieser (Kollege) verzichtet dann in einem fachlichen Kurzgespräch, trotz geäußerter Verständnisschwierigkeiten meinerseits, darauf, auf sein Basisenglisch zurückzugreifen, sondern wiederholt das eben gesagte einfach nochmal lauter - anstatt z.B. langsamer.*** Und da man als "Neuer" und darüber hinaus Ausländer vielleicht nicht sofort ein Fass auf machen sollte, schon weil die Spanier generell nicht so "straight forward" sind - wenn Deutsche dazu tendieren, mit der Tür in's Haus zu fallen, dann machen das Spanier im Höchstfall mal mit der "Katzenklappe" oder dem Briefschlitzdeckel -, werfe ich ihm halt nicht (also nicht verbal) soziale Inkompetenz vor....noch nicht...

So, für diesmal ist genug geheult! Kommen wir zu etwas amüsanteren....
....zu mir in Arbeitsklamotten!! [Klick macht's bissi größer]

Die ersten zwei Bilder zeigen (mich und) meine neue, in Granada gekaufte, Krawatte. Das ist deshalb so betonenswert, weil sie mit Schildkrötchen gemasert ist! Das war mir dann auch die 25 Glocken wert. Wenn meine Kollegen Rosa-Grüne Blümchen auf Beige-Lila gestreifem Grund tragen dürfen, dann sind Schildkrötchen ja mal lässig drin!

Ansonsten hier noch ein, zwei weitere Outfits....der "Move" links ist übrigens mein "Null Problemo"-Move


Und weil es in Spanien üblich ist, dass Arbeitnehmer einen "Presentkorb" vom Arbeitgeber erhalten - oder wenigstens Irgendetwas -, habe auch ich etwas von meinem Erhalten. Das Prachtstück ist im letzten Bild zu sehen.

Enthalten waren (wie der Beschriftung zu entnehmen) drei Flaschen Wein. Probiert haben wir sie noch nicht, ich hoffe jedoch, dass sie ein wenig blumigeres Ambiente verströmen, als ihre Verpackung.

So...und jetz is Feierabend...muss in sechs Stündchen wieder raus.
Wünsch euch was und bis denne!

* ...mit der Metro wohl kaum (siehe Metro VS U-Bahn)
** Das es hier so wenig regnet, dass die Menschen verständlicher Weise ungeübt mit ihren Regenschirmen um(her)gehen, wirkt hier wenig entlastend. Hier sehe ich eher Handlungsbedarf auf Seiten der Regierung, die z.B. durch "Regenparks" (ähnlich unseren Verkehrsparks), die schon dem Jungvolk die Handhabe des Regenschirms nahe bringen, oder Kurse wie "Laufen im Regen mit über 60" (ähnlich "Internet für Senioren"), die einer Nutzung des Schirms als Gleichgewichts-Gegengewichtshilfe oder "Buschmesser" zum Schlagen von Schneisen in den Passantenstrom vorbeugen.
*** Möglicherweise war der Verzicht auf Englisch auf den vor kurzem, auf Grund "der Krise", gestrichenen und bis dato von der Firma bezahlten Englischkurs zurückzuführen.

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